Picture of Sophie big
Picture of Sophie small 1
Picture of Sophie small 2
Picture of Sophie small 3

Sophie

🕒 December 05, 2024 · 7:55am · 5 Monate ago

Vielleicht wären Sie als Leser*in heute nicht hier, vielleicht gäbe es das Portal gar nicht und überhaupt würde Freudenberg in Ihrem Leben keine Rolle spielen, hätte es sie (und ihren festen Glauben an die Geschäftsidee ihres Mannes sowie ihr Kapital) nicht gegeben. Daher widmen wir zum Abschluss des Jubiläumsjahres diesen Artikel der Frau, die stets im Hintergrund blieb, jedoch – mit großer Sicherheit – indirekt einen Einfluss auf das Leben von rund 50.0000 Mitarbeitenden weltweit ausübt: Sophie Freudenberg, geborene Martenstein. Ohne Sophie...ach, wahrscheinlich wissen Sie am besten, wie Ihr Leben ohne Ihren Job bei Freudenberg verlaufen wäre!  Ihre Geschichte beginnt am 27. März 1820 in Worms. Sophie kam als einzige Tochter von Friedrich Carl Martenstein und seiner Ehefrau Elisabeth in einem wohlhabenden Umfeld zur Welt. Über ihre Kindheit und Schulzeit gibt es wenig Informationen, aber ihr soziales Engagement entwickelte sich schon früh durch die pflegebedürftige Mutter. Auch später, als sie selbst schon eine eigene Familie hatte, übernahm sie zeitweise noch deren Pflege in Worms.  

 

In ihren Jugendjahren bedeuteten Besuche anderer Orte noch Reisen in einer Kutsche. Die Strecke von Frankfurt nach Darmstadt – eine Entfernung von rund 34 Kilometern – beispielsweise hieß eine (wahrscheinlich holprige) Fahrt von mehreren Stunden. Für Sophie, die als Ausgleich für die Betreuung im elterlichen Haus Ausflüge zu Freunden und Verwandten in Mannheim oder Wiesbaden unternahm, boten diese Aufenthalte eine begehrte Abwechslung: Besichtigungen von Kunstgalerien und Theaterstücken sowie kulturelle Veranstaltungen standen auf dem Programm.  

 

Es ist überliefert, dass sie bei einer solchen Reise an einem Sonntag im Frühjahr 1843 ihren späteren Ehemann, unseren Firmengründer Carl Johann Freudenberg bei einer Liedertafel (vergleichbar mit einem heutigen Singkreis) in Mannheim kennengelernt hat. Es brauchte nur wenige Treffen: In einer Gesellschaft, in der Ehen oft mehr geschäftliche Arrangements als Herzensentscheidungen waren, zeigte Sophie ihren eigenen Willen. Sie verliebte sich in Carl Johann und war sich sicher, dass er der Mann war, mit dem sie ihr Leben teilen wollte. Nachdem auch ihre Eltern überzeugt waren, dass er nicht nur über einen guten Charakter verfügte, sondern auch wirtschaftlich erfolgreich war, heirateten die beiden und gründeten eine Familie mit letztlich acht gemeinsamen Kindern.  Glaube an die Geschäftsidee ihres Mannes 

  

Doch das anfängliche Glück war nicht von langer Dauer. Als 1848 die Revolution in den südwestdeutschen Staaten ausbrach, geriet auch die junge Familie Freudenberg, damals wohnhaft in Mannheim, in schwere Turbulenzen. Die erste Firmenteilhabe von Carl Johann an der Firma Heintze & Sammet fiel den politischen Unruhen zum Opfer, das finanzierende Bankhaus musste Konkurs anmelden. Sophie und Carl Johann standen vor großen finanziellen Herausforderungen.  

 

Aus der Krise ergab sich eine große Chance: Carl Johann gründete zusammen mit Heinrich Christian Heintze eine eigene Lederfabrik. Mit der Eröffnung der Gerberei Heintze & Freudenberg in Weinheim am 9. Februar 1849 legten sie den Grundstein für das Unternehmen Freudenberg, das bis heute besteht. 

 

Sophie war daran maßgeblich beteiligt, denn ihr Kapital in Form von vorgezogener Erbschaft, welches sie einbrachte und in die Geschäftsidee ihres Mannes investierte, bildete die finanzielle Grundlage für die Unternehmensgründung. Ihre schriftlichen Erinnerungen zeigen eine Frau, die entschlossen war, in schwierigen Zeiten einen klaren Kopf zu bewahren und die richtigen Entscheidungen zu treffen.  Stille Kraft im Hintergrund  

 

Sophie Freudenberg verkörperte Stärke und Entschlossenheit. Sie war nicht nur eine sorgende Mutter und Tochter, sondern auch eine kluge Beraterin und Unterstützerin für ihren Mann. In einer Zeit, in der Frauen oft auf die Rolle der Hausfrau beschränkt waren, zeigte Sophie, dass sie weit mehr war – eine Partnerin auf Augenhöhe, die sowohl das Familienleben als auch das Unternehmen mitgestaltete – wenn auch nur im Hintergrund.  

 

Ihr soziales Engagement und Stiftungen, wie die Unterstützung in Not geratener Mitarbeitenden und die Gründung einer Krankenpflegestation, unterstreichen Weitblick und Menschlichkeit. Auch nach dem Tod von Carl Johann 1898 blieb Sophie eine zentrale Figur in der Familie. Bis heute wirkt ihr soziales Erbe in unserem modernen Unternehmen fort.  

 

Sie starb am 14. Januar 1904 im Alter von 83 Jahren in Weinheim. 

  Fotos: Unternehmensarchiv